Die Restaurierung eines Wandreliefs, des Künstlers Lungwitz
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Objektbeschreibung
Es handelt sich um ein Relief, welches in den 70er Jahren in sgraffio Technik
hergestellt wurde.
Auf einem Trägermaterial, lt. Auskunft der Besitzerin einer dünnen gegossenen
Zementplatte, die mit Streckmetall stabilisiert war, sind verschieden farbige
Putze aufgetragen worden. Das Objekt hat die Maße 98,5 cm mal 98,5 cm.
Die einzelnen Putzschichten haben eine Gesamtdicke von 2,8 cm. Darauf entfallen
jeweils
1 cm auf beige/weiss
1 cm auf blau
0,8 cm auf schwarz
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Übersicht
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Erschwerte Bedingungen
Das Objekt ist in die Wand eingelassen und fest mit ihr verbunden. Eine
Entnahme für die Restaurierung war ohne größere Baumaßnahmen nicht möglich.
Trotz eingehender Beratung, dass eine Verfüllung des Hohlraumens die
Oberflächenmorphologie des Werkes nur im Status quo erhalten
würde, wollte die Kundin es
bearbeitet haben.
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Schadensbild
Durch den über dreißig Jahre währenden Aussenaufenthalt mit allen klimatischen
Härten sind folgende Schäden entstanden:
Risse und Verwitterung (durch eingedrungenes Wasser, Hitze und Frost)
Verschmutzungen (durch Luftverschmutzung)
Hohlräume zwischen Relief und Trägerplatte (durch Wasser und Frost)
Durch einen Brand kam es zu zusätzlicher Verunreinigung der Oberfläche.
Konzept
Zuerst sollte das Objekt wieder mit seiner Trägerplatte verbunden werden, zur
Ermittelung der Aufwölbung wurde ein Gitterraster angelegt und einige Bohrungen
angebracht. Diese dienten sowohl als Messpunkte, als auch zur späteren
Befüllung des Objektes mit Kunstharz. Das Harz sollte in den Putz sowie in die
Trägerplatte eindringen und den entstandenen Hohlraum verfüllen, dazu wurden im
Vorfeld umfangreiche Versuche unternommen.
Die Aufwölbung betraf über ein Viertel der gesamten Fläche, der Spitzenwert des
entstandenen Hohlraumes lag um maximal 1 cm.
Dann sollte die Reinigung erfolgen, Trockenreinigung, weil ein Behandeln mit
Flüssigkeiten jeglicher Art dazu geführt hätte, dass die Verschmutzungen noch
tiefer in den verwitterten Putz eindringen.
Der dritte Punkt war das Retuschieren der Risse und Befüllungskanäle. Dazu wurde
Originalmaterial benutzt, glücklicherweise stellte die Firma diesen Putz immer
noch her und zwar mit unveränderter Rezeptur und Farbe. Die vorab durchgeführte
Rechere führte mich zu dem Sohn des inzwischen verstorbenen Künstlers und er
konnte vieles zu Material, wie auch Arbeitstechnik aussagen.
Der vierte Punkt war das Konservieren, wobei es hier nicht um die
Stabilisierung ging, denn durch das eingedrungene Kunstharz stand nichts mehr
zu befürchten; sondern um die Hydrophobierung der Oberfläche um weiteres
Eindringen von Wasser zu verhindern.
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Detailansicht, Risse und Verschmutzung
Detailansicht, Risse und Verschmutzung, hier sind auch vier der Bohrlöcher zu
sehen.
Detailansicht, Verschmutzung
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Beprobungsskizze mit aufgewölbtem Bereich
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Die Abbildung zeigt grob die von der Aufwölbung betroffenen Partien.
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Befüllung mit Kunstharz
Das Kunstharz wurde mittels Injektionsspritze (500 ml), die mit einem
elastischen Kunststoffschlauch versehen war, portionsweise eingebracht. Die
vorgehensweise war von unten nach oben, wobei die unteren Löcher nach Befüllung
jeweils mit Ton verschlossen wurden. Da solche Mengen nicht auf einmal
einzubringen waren, wurden angemessene Wartezeiten eingehalten. Es wurde so
lange gewartet bis das Kunstharz polymerisiert war, aber noch gewährleistete,
dass sich die einzelnen Portionen miteinander verbinden.
Nach Abschuss dieses Abschnittes, wurden die Tonpfropfen entfernt und nach dem
oben beschriebenen Konzept weitergearbeitet.
Im Unteren Bereich dieser Seite sind einige vorher/nachher Bilder zu sehen.
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Die Abbildung zeigt die bereits mit Ton verschlossenen Befüllungskanäle.
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Übersicht, vorher
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Übersicht, nachher
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Detail, vorher
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Detail, nachher
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Detail, vorher
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Detail, nachher
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Übersicht, vorher
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Übersicht, nachher
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